Isolierte Fruktose – Ein zunehmendes Gesundheitsproblem

Nicht umsonst trat im Oktober 2012 ein Gesetz in Kraft, das in Deutschland den Verkauf von Diabetikerprodukten verbot. Diabetikerprodukte, die mit dem Zuckeraustauschstoff Fruktose (Fruchtzucker) angereichert wurden, galten langezeit für diese Patientengruppe als ideal, da Fruktose – anders als Glukose – insulinunabhängig verstoffwechselt wird. Über die Jahre haben Diabetikerprodukte das Ansehen besonders gesunder Lebensmittel erhalten und in diesem Zusammenhang auch die Fruktose. Fruktose klingt nach Früchten, Gesundheit und Naturbelassenheit. Isoliert zugesetzter Fruchtzucker, vor allem in Limonaden, Erfrischungsgetränken,Fruchtsaftgetränken, Wellnessgetränken, etc. stellt heute ein zunehmendes Gesundheitsproblem dar. Die Folgen eines zu hohen Fruktosekonsums sind Adipositas, zunehmende Fruktosemalabsorption, mögliche Depressionen, etc. Die Ursache dieser negativen Folgen liegt in der ungünstigen Verstoffwechselung der Fruktose, die sich mit der Metabolisierung von Ethanol vergleichen lässt. Die Abbildung verdeutlicht den ungünstigen Effekt. Der überwiegende Teil der Fruktose wird in der Leber zu Fruktose-1-P phosphoryliert. Die anschließende Aldolspaltung in Glycerinaldehyd und Dihydroxyacetonphosphat stellen die Ausgangsprodukte für die spätere Triglyceridsynthese dar. Insofern trägt ein hoher Fruktosekonsum zu einer schnelleren Verfettung von Leber und anderen Geweben bei. Da der Großteil der täglichen Fruktoseaufnahme über den Saccharosekonsum erfolgt, ergibt sich ein zweiter ungünstiger Effekt. Saccharose besteht aus den beiden Einfachzuckern Glukose und Fruktose. Die Glukoseresorption bewirkt einen Anstieg des anabolen Hormons Insulin, das wiederum die Fettsäure- und Lipidsynthese stimuliert.
Die Natur hat im Laufe der Evolution die Fruktoseresorption limitiert. Die Aufnahmekapazität liegt in etwa bei 16 bis 20 Gramm pro Stunde. Größere Fruktosemengen werden somit über den Darm wieder ausgeschieden, allerdings unter vorhergehender Wasserbindung, was bekanntlich zu Diarrhoen und Blähungen führt. Die Ausscheidung übermäßiger Fruktose über den Darm zieht jedoch noch weitere Konsequenzen mit sich. So konnte die österreichische Arbeitsgruppe um Dr. Ledochowski et al.  nachweisen, das Fruktose die Aminosäure Tryptophan im Darm komplex an sich bindet und für die Resorption unzugänglich macht. Die Konsequenz ist eine Abnahme der aromatischen AS im Serum. Da Tryptophan allerdings essenziell ist und gleichsam die Vorstufe für den Neurotransmitter Serotonin, ensteht hieraus ein zweifaches Problem. Ein Serotoninmangel korreliert in hohem Maße mit dem Auftreten von Depressionen. Dieser Zusammenhang konnte bei Patienten mit Fruktosemalabsorption belegt werden.
In diesem Artikel wird bewusst von isolierter Fruktose gesprochen, so dass nicht alle Lebensmittel, die Fruchtzucker enthalten unter Generalverdacht gestellt werden dürfen. Insbesondere Obst zählt zu den protektiven Lebensmitteln, das auf einem vollwertigen Speiseplan nicht fehlen sollte. Gerade in Früchten mit einer optimalen Genussreife ist der Fruktosegehalt zwar relativ hoch; er wird jedoch zusammen mit unterschiedlichsten Ballaststoffen und sonstigen sekundären Pflanzenstoffen aufgenommen, so dass die Wirkung des Fruchtzuckers aus Obst sich völlig anders auswirkt als isoliert zugesetzte Fruktose.
Für den Verbraucher ist es mittlerweile nicht immer ersichtlich, dass Fruktose in hohem Maße  vielen Lebensmittel zugesetzt wird. Begriffe wie Maissirup, Fruchtextrakte, Invertzucker, Glukose-Fruktose-Sirup, Fruchtsüße u.a. weisen auf den zugesetzten Fruchtzucker hin. Dass die Fruchtzuckeraufnahme mittlerweile einen viel zu hohen Wert erreicht hat belegen Zahlen aus den USA, wo bekanntlich der Konsum diverser Erfrischungsgetränke besonders hoch ist. Hier werden im Durchschnitt zwischen 55 und 73 Gramm Fruktose pro Tag und Person verzehrt. Die gesundheitlichen Konsequenzen sind dort ebenso bekannt.

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