Dass der menschliche Organismus bestimmten zyklischen Rhythmen unterliegt, ist hinlänglich bekannt. Der bekannteste Rhythmus ist der Wach-Schlaf Wechsel oder der monatliche Zyklus einer Frau. So lassen sich Jahres-, Monats- aber auch Tagesrhythmen unseres Körpers und unserer Organe feststellen, die schon seit langem in der Disziplin der Chronobiologie genauer untersucht werden. Das dieses Wissen nicht erst seit einigen Jahren bekannt ist, wird spätestens dann klar, wenn man die Geschichte der traditionellen chinesischen Medizin ansieht. Dort wurde schon vor mehr als 2000 Jahren auf die zyklischen Aktivitäten unsere inneren Organe hingewiesen und eine Organuhr entwickelt. Die westliche Schulmedizin greift diese Erkenntnisse immer mehr auf, weil Teildisziplinen wie die Pharmakologie als auch die Neurologie und Endokrinologie von diesem Wissen profitieren. Aber auch die Ernährungswissenschaft berücksichtigt immer mehr die täglichen Aktivitätszeitpunkte unserer unterschiedlichen Organe.
Die nachfolgende Grafik und Tabelle sollen die Tageshöhepunkte unserer Organe verdeutlichen und einen groben Anhaltspunkt für eine geeignete Nahrungsaufnahme geben.

3-5 Uhr: Lunge
Die Lunge benötigt jetzt ausreichend Sauerstoff und frische Luft. Deshalb möglichst über Nacht das Schlafzimmer gut lüften.

5-7 Uhr: Dickdarm
In dieser Zeit ist der Dickdarm besonders aktiv. Ein Glas warmes Wasser nach dem Aufstehen gleicht den Flüssigkeitsverlust über Nacht aus und regt die morgendliche Verdauung an.

7-9 Uhr: Magen
Der Parasympathikus ist nun sehr aktiv und somit auch die Organe des Verdauungstraktes. Insbesondere der Magen produziert nun viel Magensäure und Hormone wie Gastrin. Er ist nun besonders auf Verdauung und Transport ausgerichtet. Ein warmes Frühstück bestehend aus Haferbrei oder Müsli ist nun besonders geeignet.

9-11 Uhr: Milz/Bauchspeicheldrüse
Die Verdauungstätigkeit des Pankreas hat einen täglichen Höhepunkt erreicht. Aber auch sonst ist der Organismus durch die Aktivität des Nebennierenmarks und den damit einhergehenden Adrenalinspiegelanstieg auf Leistung ausgerichtet. Wir sind nun besonders konzentrationsfähig.

11-13 Uhr: Herz
Die Konzentration lässt nun merklich nach. Der Wechsel zwischen Sympathikus und Parasympathikus vollzieht sich nun wieder. Das bedeutet, dass nun wiederum die Verdauungsorgane wie Magen, BSD oder Dünndarm aktiver werden. Zeit für eine weitere Mahlzeit.

13-15 Uhr: Dünndarm
Die Aktivität des Dünndarms ist nun ganz auf die Verdauung und Resorption der Mittagsmahlzeit ausgerichtet. Die resorbierten Nährstoffe versorgen den Organismus mit der notwendigen Energie. Gleichzeitig produziert die Epiphyse vermehrt das Schlafhormon Melatonin. Wer es sich leisten kann, sollte nun eine halbe Stunde sich hinlegen oder spazieren gehen. Gegen 14:00 Uhr beginnt nun ein neues Leistungshoch.

15-17 Uhr: Harnblase
Die Blase ist nun besonders aktiv. Wichtig ist nun eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme in Form von Wasser oder Kräutertees. Ein letztes Leistungshoch beginnt ab 16:00 Uhr.

17-19 Uhr: Niere
Die Nierenfunktionen erfahren hier noch einmal einen Aktivitätsschub. Ansonsten richten sich die Körperfunktionen auf eine reduzierte Aktivität ein. In dieser Zeitspanne sollte die letzte Mahlzeit aufgenommen werden, um den Gastrointestinaltrakt während der Nacht zu entlasten. Günstig ist eine warme Suppe oder eine anderweitige leichte, fettarme Mahlzeit.

19-21 Uhr: Kreislauf/Herzbeutel
Puls und Blutdruck werden heruntergefahren. Der Körper stellt sich auf Ruhe ein und insbesondere die Verdauung. Am günstigsten wäre es nichts mehr zu essen, um Fäulnis- und Gärprozesse während der Nacht zu vermeiden.

21-23 Uhr: Dreifacher Erwärmer (ein nicht organbezogener Begriff der Traditionellen Chinesischen Medizin)
Der Melatoninspiegel steigt an und macht schläfrig. Möglichst immer zur gleichen Zeit zu Bett gehen. Die optimale Schlaflänge beträgt ca. 7,5 Stunden.

23-1 Uhr: Gallenblase
Die Organaktivitäten sind stark zurückgefahren. Der Schlaf wird für Erholung und Syntheseprozesse benötigt. Die Gehirnaktivität ist zum Teil sehr hoch. Während des Schlafes finden zahlreiche Lernprozesse statt. Wer jetzt nicht zur Ruhe kommt, ist am nächsten Tag neben der Spur.

1-3 Uhr: Leber
Die Leber arbeitet nun auf Hochtouren. Sie übernimmt Entgiftungs- und Synthesearbeiten. Um die Aktivität der Leber zu entlasten, ist von dem abendlichen Alkoholkonsum abzuraten. Zwischen 2 und 3 Uhr ist körperliche und geistige Leistungsfähigkeit auf dem Tiefpunkt.

Die täglichen Organaktivitäten werden überwiegend durch Hormone gesteuert. Die Hormonproduktion hängt teils auch von der Sonnenintensität ab. Insofern ist die Anpassung der Organfunktionen bei Menschen mit Schichtarbeit trotz hoher Adaptionsfähigkeit des Organismus nicht immer möglich.

Wir hoffen, dass euch der Artikel und die Chronobiologie Spaß gemacht hat. Die Inhalte dieses Artikels sind auch Teil der Diätassistentenausbildung an unserer Schule. Wenn ihr Interesse bekommen habt besucht doch unsere Homepage unter www.bfsdiät.de und informiert euch über diese Ausbildung. Alles Gute und bis zum nächsten Artikel.