Brauchen wir eigentlich noch ein Buch, das uns erklären will, dass ungesunde Ernährung gesundheitsgefährden ist? Eigentlich nicht, zumal die Erkenntnisse, die Herr Worm in seinem neuen Buch „Menschenstopfleber“ uns präsentiert nicht sonderlich neu und spektakulär sind.Vorweg, das Beste an dem Buch sind die ausführlichen Quellenangaben am Ende des Buches. Sie ermöglichen dem Leser auf die Orginalquellen zurückzugreifen. Denn das ist z.T. notwendig, weil viele Zusammenhänge lassen sich aus diesem Buch nur erahnen.
Nun, worum geht es in diesem Buch? Das zentrale Thema ist die Verbindung zwischen der Volkskrankheit Fettleber (nicht alkoholbedingte Fettleber / NAFLD) und der Entstehung zahlreicher Organerkrankungen. Dabei verweist er auf  internationale Studien, um diesen unmittelbaren Zusammenhang zu untermauern. Wo grundsätzlich das Hauptübel für die Entstehung der Zivilisationskrankheit Fettleber liegt, wird dem Leser über 160 Seiten gebetsmühlenartig, „eingetrichtert“. Als Vertreter und Begründer der LOGI Methode sieht er das grundlegende Problem in dem stetig zunehmenden Konsum raffinierter Kohlenhydrate und einer per se zu kohlenhydratreichen Ernährung. Hier hat Herr Worm sicherlich Recht, wenn er auf das Problem des ständig steigenden Zuckerkonsums hinweist und insbesondere die Problematik des isolierten Fruktosekonsums herausgreift.
Aber genau hier ergibt sich der größte Kritikpunkt an seinem Buch, ebenso wie an der LOGI Methode als solche. Herr Worm reduziert die Qualität eines Lebensmittels zu sehr auf Inhaltsstoffe. Dabei stehen per se kohlenhydrathaltige Lebensmittel unter Generalverdacht. Wenig überzeugend wirkt dies, wenn in dem vorliegenden Buch grundsätzlich alle Kohlenhydratträger in einen Topf geschmissen werden. Vollkornbrot und das „ungezuckerte Müsli am Morgen“ kommen dabei genauso schlecht weg wie die 1 Liter Cola oder mit Fruktose angereicherte Softdrinks. Diese Vergleiche hinken und sind wissenschaftlich betrachtet absolut obsolet. Auf der anderen Seite versucht Herr Worm das schlechte Image der fett- und eiweißreichen Lebensmittel grundsätzlich zu rehabilitieren. Aber auch das ist zum Scheitern verurteilt, da die Qualtitätunterschiede zwischen einem kaltgepressten Olivenöl und einer gehärteten Billigmargarine oder tierischen Fetten nun mal nicht von der Hand zu weisen sind. Somit gerät die LOGI Methode sehr schnell in das Dilemma, die Qualität eines Lebensmittels auf den Gehalt der Hauptnährstoffe zu reduzieren. Dieser Ansatz ist wenig hilfreich, da Lebensmittelqualität vornehmlich auf der Natürlichkeit, der Verarbeitung, dem Frischegrad und der Zubereitung beruht. Ob das Nährstoffverhältnis in der täglichen Ernährung beim Gesunden P:20 F:40 KH:40 oder 15:30:55 Prozent beträgt spielt eine untergeordnete Rolle. Und dass eine kohlenhydratreiche Ernährung nicht zwangsläufig krank und übergewichtig machen muss, sieht man an unzähligen Veganern, die auf alle tierischen Eiweißträger verzichten. Ebenso wenig trägt eine eiweiß- und fettreiche Ernährung per se zur Gesundung der Menschheit bei, denn sonst müssten all jene Chinesen, die ihre tradierten Ernährungsgewohnheiten gegen einen steigenden Fleischkonsum eingetauscht haben, rund um gesund sein. Die erschreckende Zunahme des metabolischen Syndroms in China und anderen Schwellenländern spricht allerdings gegen diese Theorie. (Warum wir als Berufsfachschule für Diätassistenten trotzdem an dem Nährstoffverhältnis von P:10-15%, F:30% und KH:55-60% festhalten, erörtere ich im nächsten Beitrag.)
Insofern scheint das Grundproblem weniger in der Verteilung der Hauptnährstoffe zu liegen, sondern vor allem in dem Missverhältnis zwischen Energieverbrauch und Energiezufuhr. Dass in den letzten Jahrzehnten die tägliche Energieaufnahme permanent zugenommen hat, hängt sicherlich auch mit der berechtigten Kritik von Herrn Worm zusammen, der vor allem den hohen Zuckerkonsum und insbesondere den Verbrauch isolierter Fruktose dafür verantwortlich macht. Die Leberverfettung bei isokalorischer Ernährung mit übermäßigem Fruchtzuckerkonsum ist tatsächlich ein Problem, darf aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Hauptursache der NAFLD vor allem eine hyperkalorische Ernährung ist. Hier spielt es langfristig keine Rolle, ob die überschüssigen Kalorien in Form von Zucker oder Fett vorliegen.
Somit sollte Herr Worm sich in seiner Pauschalkritik an den antiquierten „DGE-hörigen Diätassistentinnen“ und Ernährungsberatern zurückhalten, die weiterhin ihren Patienten Vollkornprodukte und Müsli zum Frühstück empfehlen. Diese unterschwellige Kritik erscheint phasenweise sehr anmaßend und überheblich.
Ansonsten wirkt das Buch z.T. sehr langatmig, das mit „Textwüsten“ den Leser eher abschreckt. Ein wissenschaftlich orientiertes Buch, das die wichtigsten Erkenntnisse nicht grafisch darstellt ist für den Leser eigentlich eine Zumutung. Grunsätzlich hätte man somit das Buch auf ein Drittel seines Umfangs reduzieren können, ohne an Qualität einzubüßen. Die wichtigsten Inhalte des Buches hätte der Autor am Ende des wissenschaftlichen Teils in Form einer Grafik zusammenzufassen können. Da diese fehlt liefern wir sie schnell noch einmal nach. Daran lässt sich erkennen, dass der Kerninhalt sich eigentlich auf eine Seite reduzieren lässt. In dem Sinne: kurz und prägnant.
E. Wils

Zusammenfassung des Buches „Menschenstopfleber“ von Nicolai Worm

Wir hoffen, dass euch die Buchkritik Spaß gemacht hat. Die Inhalte dieses Artikels sind auch Teil der Diätassistentenausbildung an unserer Schule. Wenn ihr Interesse bekommen habt besucht doch unsere Homepage unter www.bfsdiät.de und informiert euch über diese Ausbildung. Alles Gute und bis zum nächsten Artikel.