Biomarker zur Bestimmung eines Vitamin B12 Mangels

Um einen Vitamin B12 Mangel möglichst frühzeitig zu diagnostizieren, können verschiedene Blutserumwerte herangezogen werden. In diesem Artikel sollen die unterschiedlichen Biomarker erläutert werden und ihre Funktionen im Vitamin B12 Stoffwechsel erklärt werden.
Verlässliche Biomarker zu Diagnose eines B12 Mangels müssen konsequenterweise Metabolite sein, an denen Vitamin B12 als Coenzym beteiligt ist. Es können somit nur wenige Metabolite in Frage kommen, da das Cobalamin gerade einmal an drei menschlichen Stoffwechselreaktionen beteiligt ist. Hierunter fallen

  • der Umbau der aktivierten Propionsäure zum Succinyl-CoA
  • der Abbau des Homocysteins zu Methionin
  • und der Abbau der Aminosäuren Valin, Isoleucin, Threonin und Methionin

Serum-Methylmalonsäurekonzentrationen steigen bei einem B12 Mangel an

Abb. 1 Propionyl-CoA Abbau
Abb. 1 Propionyl-CoA Abbau

In den Abbildungen 1 und 2 werden die Zusammenhänge bildlich dargestellt.
Im ersten Fall führt der Abbau der ungeradzahligen Propionsäure über D-Methylmalonyl-CoA zu L-Methylmalonyl-CoA und dann über die B12 abhängige Reaktion zu Succinyl-CoA. Im Falle eine B12 Mangels kommt es zu einem Anstieg des L-Methylmalonyl-CoA das relativ schnell zur Methylmalonsäure (MMA) abgebaut wird. Ein Anstieg der Methylmalonsäure ist somit ein relativ zuverlässiger Indikator für einen B12 Mangel. Die Grenzwerte sind hier wie immer relativ vage. Sie werden von unterschiedlichen Gremien mit >270 nmol/l angegeben. Diese Werte stellen grundsätzlich nur einen Hinweis auf einen möglichen B12 Mangel dar, denn die MMA-Serumkonzentration hängt von zahlreichen weiteren Faktoren, wie einer progredienten Niereneinschränkung und Interferenzen mit Medikamenten (Metformin), ab. Somit sollten zur Sicherheit weitere Marker hinzugezogen werden.

Serumhomocysteinspiegel sind abhängig von einer ausreichenden Vitamin B12 Versorgung

Abb. 2 Homocysteinstoffwechsel
Abb. 2 Homocysteinstoffwechsel

Einen weiteren Aufschluss über einen B12 Mangel gibt der Anstieg Serumhomocysteinspiegels. Wie in der Abbildung 2 ersichtlich wird, benötigt der Abbau des Homocysteins zu Methionin die Coenzymform Methyl-Cobalamin (als Methyldonator zur Regenerierung des Methionins) als auch die Methyl-Tetrahydrofolsäure (Vitamin B9). Homocysteinwerte über 10µmol/l stellen eine deutliche Risikosteigerung für arteriosklerotische Gefäßveränderungen dar. Somit sollte dieser Grenzwert als ein Signal aufgefasst werden, die Vitamin B12 Bedarfsdeckung zu optimieren. Allerdings können erhöhte Homocysteinwerte ebenfalls durch einen Vitamin B9 Mangel, als auch durch einen Vitamin B6 Mangel hervorgerufen werden. In diesem Fall sollte die Versorgung dieser drei Vitamine genauer kontrolliert werden.

Der Holo-Transcobalaminwert ist ein besserer Indikator für einen B12 Mangel als der Gesamtvitamin B12 Wert

Ein weiterer wichtiger Indikator für einen B12 Mangel stellt das B12 Serum-Transportprotein – das Transcobalamin II – dar. Vitamin B12 in Kombination mit dem Transportprotein wird als Holo-Transcobalamin (Holo-TC) bezeichnet. Holo-TC Serumwerte unter 35 pmol/l weisen auf einen wahrscheinlichen Vitamin B12 Mangel hin.

Welche Aussagefähigkeit haben standardisierte Serumwerte?

Über den Sinn standardisierte Biomarker zur Ermittlung eines Vitaminmangels kann grundsätzlich gestritten werden. Problematisch erscheinen diesbezüglich solche Aussagen in Fachzeitschriften, in denen bei 90% der untersuchten Veganer ein latenter Vitamin B12 Mangel diagnostiziert wurde aufgrund erhöhter Methylmalonylsäure- bzw. verminderter Holo-TC Werte. Hier stellt sich entschieden die Frage, ob die bei Mischköstlern ermittelten Serumwerte generell als Normwerte deklariert werden können. Die z.T. wesentlichen Schwankungen der Serumkonzentrationen entstehen natürlich aus einer unterschiedlichen alimentären Zufuhr, wobei die Norm sich nicht immer an den Maximalwerten orientieren kann. Vielmehr sollten wir zur Erkenntnis gelangen, dass niedrige B12 Spiegel bei Veganern genauso normal sind wie höhere B12 Spiegel bei Mischköstlern. Die individuellen Schwankungen sind Teil der menschlischen Anpassungsfähigkeit an eine unterschiedliche Versorgungslage und führen nicht konsequenter Weise zu hämatologischen, neurologischen oder psychatrischen Symptomen.

Die grundsätzliche Tendenz jeden Blutparameter zu normieren führt letztendlich zu schnell zu einer oft sinnlosen und machmal auch kontraproduktiven Substitution des vermeintlich fehlenden Stoffes. Diese Entwicklung wird allerdings auch gezielt gefördert, weil Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland einen hohen Marktanteil aufweisen. Jeder dritte Deutsche kauft im Durchschnitt für 300 € im Jahr Nahrungsergänzungsmittel ein. Der Umsatz lag 2014 bei ca. 4 Mrd. Euro. Tendenz steigend.
Ob allerdings sich die Gesundheit der Deutschen durch den stetigen Nahrungsergänzungsmittelverbrauch verbessern wird, daran darf gezweifelt werden.

Wir hoffen, dass der Artikel euch Spaß gemacht hat. Die Inhalte dieses Artikels sind auch Teil der Diätassistentenausbildung an unserer Schule. Wenn ihr Interesse bekommen habt, seht euch doch weitere Seiten unsere Homepage an und informiert euch über diese Ausbildung. Alles Gute und bis zum nächsten Artikel.

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