Seit dem die großen Discounter angetreten sind Bioprodukte für alle zu einem erschwinglichen Preis anzubieten, findet ein ähnlich großer Preisdruck im Biobereich statt, wie er schon seit Jahren für konventionelle Lebensmittel üblich ist. Dieser Preiskampf führt jedoch zu gravierenden Qualitätseinbußen. Diese werden von dem Verbraucher bislang noch nicht wahrgenommen, da Bio immer noch mit „Naturverbundenheit, artgerechter Tierhaltung, Sozialverträglichkeit, Umweltschutz, etc“ besetzt ist. Diese hohen Ansprüche, für die Bioprodukte stehen sollten, werden seit einigen Jahren immer mehr verwässert, seit dem die EU Bio-Verordnung im Jahre 2007 die Vorgaben für Bioprodukte novelliert hat.
Diese Entwicklung war eigentlich abzusehen. Der Markt für Bioprodukte boomt weiterhin. Der Umsatz für Biolebensmittel stieg im Jahre 2011 in Deutschland auf über 6 Mrd. Euro an. Dieser stark wachsende Markt kann allerdings nur bedingt durch Biolandwirte der klassischen Anbauverbände (Demeter, Bioland, Naturland, etc.) bedient werden. Umso häufiger stellen konventionelle Landwirte Teilbereiche ihre Produktion auf Bio um, um diese Lücken zu schließen. Knapp 1/3 der öklologisch bewirtschafteten Anbauflächen wurden 2011 nach EU Biorichtlinien bewirtschaftet. Im Zuge dieser Entwicklung nehmen die Lebensmittelskandale im Biosektor leider zu. Fragwürdige Tierhaltungsmethoden bei Bio-Schweinen, Rindern und Geflügeln sind leider nicht mehr die Ausnahme. Katastrophale CO2- und Wasserverbrauchsbilanzen beim Bio-Obst und -Gemüseanbau in wüstenklimanahen Regionen gehören ebenfalls dazu. Damit Bio nicht zu einer exklusiven Marketingstrategie verkommt, sollten wir uns bewusst machen, dass Lebensmittelqualität seinen Preis hat, der sich nicht beliebig reduzieren lässt. Ebenso heißt es seine Konsumgewohnheiten zu reflektieren. Nicht jeder Artikel muss zu jeder Zeit in Bioqualität verfügbar sein. Auch hier gilt prinzipiell die Devise: „Regional und Saisonal den Vorzug geben“.