Wann beginnt die Vitamin D Synthese der Haut?

Diese Frage müssen wir uns in unseren Breitengraden zum Ende des Winters immer häufiger stellen, da nach jedem Arztbesuch ein latenter Vitamin D Mangel diagnostiziert wurde. Sinkt der Vitamin D Spiegel unter den Grenzwert von 20µg/l, wird dies mittlerweile von jedem Hausarzt als kritischer Vitamin D Mangel eingestuft und ein hochdosiertes Vitamin D Präparat verordnet. Da sehr häufig die meisten Ärzte einen Mangel dieses „Modevitamins“ (oder besser gesagt Hormons) als mögliche Ursache  für alle Befindlichkeitsstörungen ansehen, entkommt man den gut gemeinten Ratschlägen der Vitaminsubstitution nur sehr schwer.
Grundsätzlich muss jedoch gefragt werden, ob den meisten Ärzten erst seit ca. 5-10 Jahren –  seit der Vitamin D Hype begonnen hat – bewusst geworden ist, dass sich die Erde mit einer um 23,5° geneigten Rotationsachse um die Sonne dreht? Dieses Phänomen gibt es allerdings schon etwas länger und somit auch die damit verbunden Jahreszeitenwechsel. Dass sich der Mensch in unseren Breitengraden relativ gut an den Jahreszeitenwechsel und die damit einhergehende Sonneneinstrahlung angepasst hat, beweist die Tatsache, dass es in Mittel- und Nordeuropa immer noch überlebende Menschen gibt. Das Absinken des Vitamin D Spiegels im Herbst und Winter ist also ein ganz normales Phänomen und wird im Laufe der Evolution mit großer Sicherheit auch Vorteile gebracht haben, die bislang allerdings noch nicht erkannt wurden.

Die Vitamin D Synthese ist Jahreszeiten abhängig

Abb.1

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Die Abbildung zeigt die Intensität der Sonneneinstrahlung in Abhängigkeit vom Einstrahlwinkel. Je senkrechter der Einstrahlwinkel, desto höher die UVb Intensität.

Dass sich der Vitamin D Serumspiegel verändert, hängt maßgeblich von der Jahreszeit- bedingten Sonneneinstrahlung ab. Da der größte Teil des Vitamin D unter UV(280-315 nm) Einstrahlung in der Haut gebildet wird, verändert sich die Menge des hautsynthetisierten Vitamin D’s in Abhängigkeit der UVb Menge, die nach Adsorption in der Ozonschicht unsere Erde noch erreicht. Da durchschnittlich der Großteil (90-95%) der sehr energiereichen UVb Strahlung absorbiert wird, erreichen nur noch geringe Mengen dieser Strahlung die Erde. Und dies kann wie gesagt durch etliche Faktoren weiter beeinflusst werden. So nimmt die UVb Strahlung in Abhängigkeit der Bewölkung, der Ozonlage, der Tages- und Jahreszeit entweder zu oder ab. Im Winter, wenn die Nordhalbkugel sich von der Sonne weit abgewendet hat und der Einstrahlwinkel sehr flach ist, erreicht grundsätzlich keine UVb Strahlung mehr diesen Teil der Erde. Der notwendige Sonneneinstrahlwinkel in unseren Breiten muss ca. 42-45° betragen, damit die UVb Strahlung in ausreichender Intensität uns erreicht. (Siehe Abbildung 1) Dies erfolgt üblicherweise nach der Tages-Nacht-Gleiche im Frühling (ca. Ende März/Anfang April) und endet dann auch zur zweiten Tages-Nacht-Gleiche Ende September. Dabei reicht eine tägliche Sonneneistrahlung auf Gesicht, Hände und Arme von 10 bis 20 Minuten aus, um den täglichen Vitamin D Bedarf zu decken. Wer ab dem Frühlingsbeginn sich regelmäßig im Freien aufhält versorgt seinen Körper automatisch mit ausreichenden Vitamin D Mengen. Zwischen Oktober und Ende März findet in Mittel- und Nordeuropa dann keine Vitamin D Eigensynthese der Haut mehr statt. Das bedeutet, dass der Organismus auf die Reserven  zurückgreift, die zwischen April und Ende September gebildet und in unterschiedlichen Organen abgespeichert wurden. Zum Ende des Winters nehmen naturgemäß die Reserven ab und der Vitamin Spiegel (gemessen wird das Calcidiol im Serum) sinkt dementsprechend auf die niedrigsten Werte im Jahr. Zum Teil deutlich unter die kritische Marke von 20µg/l, wobei angemerkt werden muss, dass dieser Grenzwert weltweit nicht einheitlich anerkannt wird. Ein schwerer Vitamin D Mangel, der eine Rachitis/Osteomalazie induziert, tritt allerdings erst bei Werten unter 5 µg/l auf.
Bislang hat diese Eigenregulation seit vielen tausend Jahren eigentlich gut funktioniert und ausgereicht. Warum nun auf einmal ein hysterischer Aktionismus auf Grund niedriger Vitamin D Spiegel im Winter ausbricht, ist nicht recht nach zu vollziehen. Die DGE hat ebenfalls darauf reagiert, in dem sie die alimentären Zufuhrempfehlungen von 5µg auf 20µg erhöht hat, jedoch weit unter den von etlichen Gremien geforderten Empfehlungen blieb. Wären diese realisiert worden, hätten wir uns zwangsläufig im Herbst und Winter mit Vitamin D Präparaten versorgen müssen. Auch wenn zahlreiche Studien eine Korrelation zwischen niedrigen Vitamin D Spiegeln und zahlreichen Erkrankungen ermittelt haben, bleibt diese monokausale Sicht auf die Entstehung von Krankheiten zu vage. Sie rechtfertigt jedenfalls keine dauerhafte Substitution eines hormonaktiven Vitamins.

Vitamin D Stoffwechsel

Abb.2
Abb.2

Dass es sich beim Vitamin D eigentlich um ein Steroidhormonderivat handelt veranschaulicht die nebenstehende Abbildung. Vitamin D wird in der Haut aus der fettlöslichen Vorstufe Cholesterol gebildet. Das in der Haut vorkommende Enzym Cholesterol- 7-Dehydrogenase fügt eine Doppelbindung im zweiten Ring ein, so dass nun 7-Dehydro-Cholesterol vorliegt. Dieses Derivat wird unter UVb Einstrahlung am zweiten Ring aufgespalten, so dass nun das Vitamin D Prohormon Cholecalciferol vorliegt. Dies ist jedoch noch unwirksam, da es erst in der Leber unter Einfluss der 25-Hydroxylase am 25 C Atom hydroxyliert werden muss. Das so entstandene 25-OH-Cholecalciferol oder Calcidiol ist z.T. schon wirksam. Es stellt die eigentliche Vitamin D Speicherform dar und gilt als Indikator für einen Vitamin D Mangel. Die eigentliche Aktivierung des Vitamin D erfolgt letztendlich in der Niere. Hier wird das Calcidiol unter Einfluss der 1-alpha-Hydroxylase am 1 C Atom hydroxyliert, so dass 1,25-(OH)2-Cholecalciferol oder Calcitriol entsteht. Dieses „Vitaminhormon“ entfaltet zahlreiche Wirkungen im Calcium-Phosphat-Stoffwechsel, also im Knochenstoffwechsel.
Eine ausführliche Darstellung des Vitamin D findet ihr auf unserem Blog unter Vitamin D.

Wir hoffen, dass der Artikel euch Spaß gemacht hat. Die Inhalte dieses Artikels sind auch Teil der Diätassistentenausbildung an unserer Schule. Wenn ihr Interesse bekommen habt, seht euch doch weitere Seiten unsere Homepage an und informiert euch über diese Ausbildung. Alles Gute und bis zum nächsten Artikel.

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