Die Bedeutung der colonspezifischen Ammoniak (NH3) Resorption spielt vor allem bei Leberinsuffizienzen eine entscheidende Rolle. Das durch proteolytische Darmbakterien aus dem Eiweißabbau anfallende Ammoniak stellt die Hauptquelle der täglichen NH3-Belastung dar.
Bei einer gesunden Leber wird das resorbierte Neurotoxin schnell von dieser verstoffwechselt. Dabei spielen vor allem der leberspezifische Harnstoffzyklus, die Glutamatsynthese aus 2-Oxoglutarat und die Glutaminsynthese aus Glutamat eine zentrale Rolle. Durch diese Maßnahmen bleibt der NH3-Serumspiegel von 30 µmol/l in engen Grenzen. Bei einer gestörten Leberfunktion kann dieser Wert jedoch dramatisch ansteigen. Die Konsequenzen dieses NH3 Anstiegs sind neurologische Dysfunktionen, die sich im klinischen Bild der hepatischen Enzephalopathie manifestieren.
Um die intestinale bakterielle NH3 Synthese zu reduzieren und somit indirekt die Ammoniakbelastung des Patienten zu minimieren, stehen wasserlösliche Ballaststoffe und insbesondere das künstliche Disaccharid Laktulose als Therapeutikum zur Verfügung. Laktulose ist ein Disaccharid aus Galaktose und Fruktose, die beta 1-4 glycosidisch miteinander verbunden sind. Dieses Disaccharid kann nicht aufgespalten und resorbiert werden. Somit gelangt es in tiefere Darmabschnitte, wo es dem bakteriellen Abbau durch saccharolytische Darmbakterien zur Verfügung steht.

Die nächsten Abbildungen erläutern die vier Mechanismen der wasserlöslichen Ballaststoffe auf eine verminderte Ammoniakresorption aus dem Darm.
1. Die durch saccharolytische Darmbakterien anaerob abgebaute Laktulose ergibt zahlreiche organische Säuren. Die von diesen Säuren abgespalteten Protonen binden sich an Ammoniak, so dass das schwer resorbierbare Ammonium (NH4+) entsteht.

2. Laktulose und andere wasserlösliche Ballaststoffe wirken wachstumsfördernd für die günstigen saccharolytischen Darmbakterien. Durch ihr Wachstum werden die ungünstigen proteolytischen Darmbakterien verdrängt, so dass die NH3-Produktion abnimmt.

3. Das beim Abbau von unverdautem Protein entstandene NH3 wird von den saccharolytischen Darmbakterien zum Aufbau bakterieller Proteine genutzt. Dadurch wird der anorganische Stickstoff in organischen bakteriellen Proteinen gebunden und kann nicht mehr resorbiert werden.

4. Laktulose weist eine laxierende Wirkung auf, so dass die Ammoniakausscheidung über den Darm beschleunigt wird. Die Resorptionsrate nimmt daher ab.

Ich hoffe, die Abbildungen konnten die Texte etwas verständlicher machen. Über ein Feedback würden wir uns freuen. Bis bald. Euer Team der BFS Diätassistenten Bayreuth.

Wir hoffen, dass euch der Artikel Spaß gemacht hat. Die Inhalte dieses Artikels sind auch Teil der Diätassistentenausbildung an unserer Schule. Wenn ihr Interesse bekommen habt besucht doch unsere Homepage unter www.bfsdiät.de und informiert euch über diese Ausbildung. Alles Gute und bis zum nächsten Artikel.