Die Darmflora – Ein verspätet aufgegriffenes Thema in der Schulmedizin

Abb. 1 Enterotypen 1 – 3

Verfolgt man die Entwicklung des MetaHit (Metagenomics of the Human Intestinal Tract) Projekts in den letzten Jahren, so verwundert es doch, mit welcher Verspätung die Schulmedizin dieses wichtige Thema erkannt und aufgegriffen hat.
Vorab eine kurze Begriffserklärung. Metagenomics of the Human Intestinal Tract bedeutet, dass das Genom der unterschiedlichsten menschlichen Darmbakterien analysiert wurde und somit erstmalig nachgewiesen werden konnte, welche Darmbakterien überhaupt im menschlichen Verdauungstrakt vorkommen. 2010 wurde der erste Katalog menschlicher Darmbakterien-Gene publiziert, wobei die Stuhlproben von 124 Probanden aus Spanien und Dänemark die Grundlage darstellten. Über drei Millionen mikrobielle Gene wurden sequenziert und beschrieben. Im Laufe der Studie kristallisierte sich heraus, dass prinzipiell ca.150 bis 200 von 1.000 unterschiedlichen bakteriellen Spezies in jedem menschlichen Darm beherbergt sind. Wichtiger jedoch scheint die Erkenntnis zu sein, dass unabhängig von Ernährung, Alter, Geschlecht und sonstigen Einflussgrößen nur drei sogenannte Enterotypen beim Menschen vorkommen. Als Enterotyp kann man eine Mischung unterschiedlicher Bakterienspezies verstehen, in der eine Bakteriengattung dominiert. Demnach werden die drei Enterotypen auch nach der dominanten Bakteriengattung benannt. In der ersten Gruppe kommen hauptsächlich Keime der Gattung Bacteroides vor. Die zweite Gruppe wird geprägt durch Bakterien der Gattung  Prevotella und in der dritten Gruppe dominieren Bakterien der Gattung Ruminococcus. Insgesamt finden sich im Enterotyp 1 am häufigsten Bacteroides: Diese kohlehydratspaltende Spezies macht dort rund zwölf Prozent der Bakterien aus. Die Gattung der Prevotella, die an der Verstoffwechslung von Proteinen beteiligt ist, dominiert beim Enterotyp 2. Der Enterotyp 3 schließlich wird durch Ruminococcus bestimmt, eine Bakteriengattung, die an der Spaltung von Muzinen und Zucker beteiligt ist. (Abb. 1)
Das der Fokus der Medizin seit 2008 sich auf die Darmflora des Menschen gerichtet hat ist prinzipiell richtig und wichtig. Diese neu gewonnenen Erkenntnisse jedoch als „revolutionär“ bzw. als neuen Durchbruch in der zukünftigen Therapie unterschiedlichster Krankheiten zu vermarkten, erscheint allerdings um Jahrzehnte verspätet.
Die Bedeutung der Darmflora für die Entstehung von Krankheiten ist nichts neues. Schon Paracelsus schrieb vor ca. 500 Jahren den immer noch gültigen Satz „Der Tod sitzt im Darm“. Diese Erkenntnisse über die Zusammenhänge eines gesunden Darms sowie einer protektiven Darmflora als Schutz vor unzähligen Krankheiten wurde schließlich von naturheilkundlichen Strömungen aufgenommen und wird bis heute erfolgreich praktiziert. Traditionelle Fastenkuren, Darmsymbioselenkung, Hydrocolontherapie und sicherlich eine Darmflora-assoziierte Ernährungstherapie sind nur einige Therapieansätze die in der Naturheilkunde Anwendung finden. Diese seit Jahrzehnten erfolgreich angewandten Therapieformen wurden grundsätzlich von der Schulmedizin belächelt oder einfach nur ignoriert. Dass nun ein Umdenken stattfindet und die Relevanz einer gesunden Darmflora erkannt wird ist sicherlich auch der Verdienst einer seit jahrzehnten erfolgreich therapierenden komplementären Medizin.

[sz-youtube url=“https://www.youtube.com/watch?v=_ODSCYxJVNo&list=PL-edmKPwUPLLz762RxWwuYJS75nO0-drs“ /]

 

Ähnliche Beiträge

Es wurden keine Ergebnisse gefunden, die deinen Suchkriterien entsprechen.