Autophagie im Fastenstoffwechsel

Lange Zeit wurde das Fasten von der Schulmedizin belächelt und in die Ecke der nicht ganz ernst genommenen Komplementärmedizin gerückt. Die in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte These der „Entschlackung“ galt in der Schulmedizin als nicht wissenschaftlich fundiert. Viele Ernährungsmediziner und Diätfachkräfte bliesen in das gleiche Horn und wiesen die Theorie der Katharsis (Reinigung) vehement zurück, da sie den menschlichen Organismus nicht mit einem „Hochofen“ vergleichen wollten.
Hätten sie sich schon damals etwas intensiver mit den Theorien von Lothar Wendt auseinandergesetzt, dann wäre vermutlich dieses Urteil nicht so dramatisch ausgefallen. Lothar Wendt konnte nach jahrelanger intensiver Forschung nachweisen, dass überschüssiges Eiweiß innerhalb der Zellen und im Bindegewebe abgespeichert wird und zu einer Verdickung der Basalmembranen führt. Mit gravierenden Auswirkungen. Die Verdickung der Basalmembranen verhindert einen adäquaten Stoffaustausch zwischen Parenchymgewebe und dem Gefäßsystem, was zu Störungen der Nährstoffversorgung und Metabolitentsorgung führt. Wendt konnte schon vor über dreißig Jahren beweisen, dass durch ein gezieltes proteinarmes Fasten, diese Eiweißüberschüsse abgebaut werden können und somit zur Normalisierung des Zellstoffwechsels beitragen.

Die gleichen Ergebnisse liefern seit einigen Jahren internationale Forschungsgruppen, die sich intensiv mit den günstigen Auswirkungen des Fastens beschäftigen. Seit das Fasten, als wichtiger therapeutischer Ansatz von der Schulmedizin aufgegriffen wurde, werden jährlich neue Erkenntnisse über die Wirkungsmechanismen im Fastenstoffwechsel geliefert, die eindeutig die günsten Effekte des Fastens untermauern.

Autophagie als zentraler Prozess im Fastenstoffwechsel.

Abb.1: Der Prozess der Autophagie im Fastenstoffwechsel
Abb.1: Der Prozess der Autophagie im Fastenstoffwechsel

Die Theorie der Reinigung („Entschlackung“) kann heute genauer erklärt werden. Dabei wird allerdings der Begriff der Katharsis immer noch nicht verwendet, sondern die wissenschaftliche Erklärung heißt „Autophagie“.   Dabei handelt es sich um das Phänomen der Selbstverdauung. Im Hungerstoffwechsel, bei Abnahme der Nährstoffzufuhr, greift die Zelle auf ein Selbstverdauungsprogramm zurück, um den Energiedefizit auszugleichen. Dabei wird der Mikroabfall, der sich in allen Zellen über die Jahre ansammelt als Substrat herangezogen, um neue Substrate aufzubauen. Zu diesem Mikroabfall werden überalterte, deformierte Proteine, Nucleinsäuren und Polysaccharide gezählt, allerdings auch Zellorganellen wie Mitochondrien. Dieser Zellabfall wird innerhalb der Zellen in Vesikeln deponiert, die von einer normalen Lipiddoppelschicht umgeben sind. Sie werden in diesem Zustand als Autophagosome bezeichnet. Im Fastenstoffwechsel verbinden sich nun diese Autophagosome mit Lysosomen zu Autolysosomen. Die von den Lysosomen mitgebrachten Enzyme (Proteasen, Lipasen, Amylasen, Nucleasen) sind in der Lage die Mikroabfälle in ihre kleinsten Verbindungen zu lysieren. Die dabei freiwerdenden Aminosäuren, Monosaccharide oder Purin- und Pyrimidinbasen können dann von der Zelle wieder recyclet werden. Sind Zellen besonders stark geschädigt, können sie mit Hilfe der Autophagie sogar in die Apoptose (programmierter Zelltod) geschickt werden. Dieses ausgeklügelte Selbstverdauungsprogramm hat einen starken reinigenden und verjüngenden Effekt auf die Zellen und kann selbst bei Krebs sich günstig auf die Entwicklung des Tumors auswirken.

Schon 16 stündiges Fasten erzielt günstige Effekte

Dabei kommt es gar nicht so sehr darauf an besonders lange zu fasten. Nahrungskarenzepisoden von 16 Stunden tragen schon nachweislich zu diesem Effekt bei. Aus dieser Tatsache heraus bekommt das intermittierende Fasten heute eine zunehmend wichtigere Bedeutung zugewiesen.  Einen Tag pro Woche (ein sogenannter Schalttag) in dem über mindestens 16 Stunden keine feste Nahrung zugeführt wird, hat eindeutig günstige Effekte. Das Absenken des Insulinspiegels führt relativ schnell zu einer Mobilisierung der Glycogen- und Fettreserven. Die angekurbelte Lipolyse bewirkt in der Leber einen Anstieg der Ketonkörper (Ketogenese), die verstärkt an das Blut abgegeben werden. Insbesondere Ketonkörper (allen voran die 3-OH-Buttersäure) spielen eine wichtige Rolle bei der Regenerierung und Erneuerung des ZNS. Sie förderm die Neurogenese und wirken stimmungsaufhellend.

Wir hoffen, dass der Artikel euch Spaß gemacht hat. Die Inhalte dieses Artikels sind auch Teil der Diätassistentenausbildung an unserer Schule. Wenn ihr Interesse bekommen habt, seht euch doch weitere Seiten unsere Homepage an und informiert euch über diese Ausbildung. Alles Gute und bis zum nächsten Artikel.

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